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Unterrichtsideen

IV. Was tun bei verletzendem Online-Verhalten? Schutz vor Cybermobbing und Hate Speech

Soziale Medien bieten viele positive Möglichkeiten der Kommunikation, Partizipation und Vernetzung – sie bergen aber auch Risiken: So gehört verletzendes Online-Verhalten mittlerweile zur Realität von Kindern und Jugendlichen. Hierzu gehören Extremformen wie Cybermobbing und Hate Speech. Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 waren bereits 14 Prozent der jugendlichen Internetnutzer im Alter von 14 und 17 Jahren Opfer von Cybermobbing (1). 47 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen können berichten, dass sie im Netz schon mit beleidigenden Kommentaren im Netz konfrontiert wurden (2). In sozialen Netzwerken wie TikTok, auf Video-Plattformen wie YouTube oder über Messenger wie WhatsApp werden junge Nutzer beschimpft, schikaniert und gedemütigt. Hetze, Hass und Diskriminierung finden im Netz eine starke Verbreitung. Befragungen zeigen, dass die überwiegende Mehrheit schon einmal Hasskommentare im Internet gesehen hat (3). Während bei Cybermobbing einzelne Personen attackiert werden, zu denen die Täter oft auch offline in Beziehung stehen, richten sich bei Hate Speech Beleidigungen und Hasskommentare auch auf ganze Gruppen, ohne dass persönliche Kontakte zwischen Tätern und Opfern vorhanden sein müssen. Viele Jugendliche wissen nicht, wie sie angemessen mit verletzendem Online-Verhalten umgehen können. Den Tätern wiederum ist oft nicht bewusst, wie sehr die Opfer unter ihren medialen Attacken leiden.

In diesen Unterrichtsvorschlägen geht es zunächst darum, den Schülerinnen und Schülern die gravierenden psychischen und sozialen Folgen von Cybermobbing bewusst zu machen. Sie werden dazu angeregt, sich mit den Emotionen oder Gefühlen von Opfern zu befassen, um Perspektivenübernahme, Mitgefühl und Empathie zu fördern. Ausgehend von eigenen Erfahrungen reflektieren sie, wie verletzend Worte und Bilder sein können. Vor diesem Hintergrund geht es schließlich darum, wie Cybermobbing verhindert oder Opfern geholfen, wie auf Hate Speech reagiert und kommunikative Gewalt verhindert werden kann.

Kompetenzerwerb im Überblick

Umgangsregeln kennen und einhalten (Netiquette)
Verhaltensregeln bei digitaler Interaktion und Kooperation kennen und anwenden
Ethische Prinzipien bei der Kommunikation kennen und berücksichtigen

Rechtliche Vorgaben beachten
Persönlichkeitsrechte beachten

Sicher in digitalen Umgebungen agieren
Risiken und Gefahren in digitalen Umgebungen kennen, reflektieren und berücksichtigen
Strategien zum Schutz entwickeln und anwenden

Hinweis: Nähere Informationen zu den Kompetenzbereichen und dem Unterrichtsmaterial finden Sie in der „Didaktischen Landkarte“ im Bereich „Didaktik“.

Unterrichtsvorschläge

  • 1.) Sich mit den Folgen von Cybermobbing auseinandersetzen (90 Min. bzw. 2 x 45 Min.)

    Mit den Videos „Was ist eigentlich Cybermobbing?“ und „Mobbing im Internet – was tun gegen Cybermobbing?“ kann die Lehrkraft in das Unterrichtsthema einführen. In dem ersten Video werden die wichtigsten Aspekte von Cybermobbing kurz und anschaulich erklärt, im zweiten Video werden Tipps für Jugendliche zum Umgang mit Mobbing im Internet gegeben. Auf Basis des Videos sowie mit Hilfe der Information für die Lehrkraft führt sie anschließend ein einleitendes Unterrichtsgespräch zu den wesentlichen Kennzeichen von Cybermobbing, dem Besonderen von Cybermobbing im Vergleich zum Mobbing sowie relevanten Straftatbeständen. Auf diese Weise können der Kenntnisstand der Schülerinnen und Schüler abgeglichen und zentrale Charakteristika von Cybermobbing besprochen werden.

    In den folgenden Unterrichtsangeboten soll es nun darum gehen, nicht nur ein kognitives Verstehen der Folgen von Cybermobbing zu fördern, sondern die Schülerinnen und Schüler auch auf einer emotionalen oder affektiven Ebene anzusprechen, um so Empathie und Mitgefühl – als grundlegendes Gegenmittel für Mobbing – zu fördern.

    Zunächst geschieht dies mit Hilfe von Bildern zu typischen Cybermobbing-Szenerien, die über das bildliche und szenische Verstehen eine tiefergehende Auseinandersetzung bei den Jugendlichen anregen können. Hierfür wird die Klasse in fünf verschiedene Kleingruppen eingeteilt. Sie haben die Aufgabe, aus einer Bildergalerie (Vorlage auf Papier oder digitale Text-Bild-Seiten des Medienpakets) ein Bild auszuwählen, das aus ihrer Sicht am besten auf den Punkt bringt, was Cybermobbing bedeutet und welche Folgen es für die Opfer haben kann. Die Aufgabe, ein präferiertes Bild auszuwählen und sich gemeinsam darauf zu verständigen, bietet reichhaltige Anstöße für Diskussionen und die Explikation eigener Beweggründe. Nachdem die Schülerinnen und Schüler ein Bild ausgewählt haben, schreiben sie gemeinsam in einen Steckbrief (DIN A3-Papier), warum sie das Bild gewählt haben, was es ihrer Meinung nach aussagt, welche Gefühle das dargestellte Mobbing-Opfer ihrer Meinung nach hat und was ihre Gedanken dazu sind. Die Steckbriefe werden in dem folgenden Unterricht aufgegriffen und gemeinsam besprochen.

  • 2.) Gemeinsam Nachdenken: Dialog über Cybermobbing (45-90 Min. bzw. 1-2 x 45 Min.)

    Hinweis: Ein Dialog über Cybermobbing kann auch in der Klassenstunde oder im Klassenrat durchgeführt werden.

    Als Impuls zu Beginn der Unterrichtseinheit präsentiert eine von der Lehrkraft ausgewählte Kleingruppe ihren Steckbrief zu dem gewählten Bild im Plenum. Hierbei erläutern die Mitglieder dieser Gruppe, warum sie das Bild gewählt haben, welche Diskussionen es darüber gab und welcher Aspekt von Cybermobbing ihnen dabei wichtig erschien. Die restlichen Kleingruppen können im Rahmen eines sich anschließenden Dialogs mit allen Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse einbringen. Hierfür werden alle Steckbriefe mit den jeweiligen Bildern für alle sichtbar in die Mitte eines zu bildenden Stuhlkreises auf den Boden gelegt.

    Der Dialog wird im Fishbowl-Format durchgeführt. Hierbei wird ein innerer Stuhlkreis mit ca. einem Drittel der Schülerinnen und Schüler und ein äußerer Kreis mit den restlichen Schülerinnen und Schülern eingerichtet. Die Teilnehmer des Innenkreises nehmen aktiv an dem Gespräch teil, die des äußeren Kreises hören zunächst zu und können dann jederzeit in den Innenkreis wechseln, wenn sie aktiv an dem Dialog teilnehmen möchten. Hierfür treten sie hinter eine Person des Innenkreises und tippen ihr auf die Schulter. Diese Person macht dann den Platz frei und wechselt in den Außenkreis. Die Lehrkraft sollte dabei darauf achten, dass nicht nur eine kleine, feste Gruppe von Schülerinnen und Schülern im Innenkreis aktiv ist.

    Das Gespräch wird mit einem Redestein bzw. Redestab geführt, d.h. nur die Person spricht, die den Stein oder Stab in der Hand hält. Anschließend legt sie ihn wieder in die Mitte zurück, so dass eine andere Person ihn dort nehmen und sprechen kann. Dies verlangsamt das Gespräch und es entsteht mehr Raum für achtsames Zuhören und konzentriertes Nachdenken. Um eine dialogische und respektvolle Kommunikation zu unterstützen, können drei zentrale Gesprächsregeln für den Dialog (Vorlage „Dialog-Regeln“) für alle sichtbar ausgelegt werden. Die Lehrkraft sollte hierbei die Regeln verlesen und kurz erläutern, auf was es in einem Dialog ankommt: Aufmerksam zuhören, den anderen verstehen wollen und nicht bewerten, miteinander und nicht gegeneinander sprechen, von den eigenen Erfahrungen ausgehen und respektvoll miteinander umgehen. Nach Möglichkeit zieht sich die Lehrkraft auf die Rolle der Moderation zurück und wacht über die Einhaltung der Dialog-Regeln.

    Da ein Dialog darauf ausgerichtet ist, Perspektivenübernahmen bei den Gesprächspartnern zu unterstützen, kann allein die Form des Gesprächs zur Stärkung von Empathie und Mitgefühl bei den Schülerinnen und Schülern beitragen.

    In einer ersten Runde des Gesprächs kann nun auf die Steckbriefe und Bilder der Kleingruppen zu typischen Cybermobbing-Szenerien Bezug genommen werden, die in der Mitte des Stuhlkreises liegen. Die Lehrkraft kann nach den Gedanken und Einschätzungen der Schülerinnen und Schüler zu den Steckbriefen fragen und somit einen ersten Austausch anregen. Im weiteren Gang des Gesprächs kann dazu eingeladen werden, Vermutungen über die Gefühle oder das innere Erleben von Cybermobbing-Opfern zu äußern. Schließlich können die Schülerinnen und Schüler eingeladen werden, vergleichbare Erfahrungen aus der eigenen Biografie zu teilen. Mögliche Fragen hierfür können sein:

    • Was glaubt ihr, wie geht es einem betroffenen Kind, wenn es so etwas erfährt? Was denkt und fühlt das Mädchen oder der Junge, z. B. vor dem Einschlafen, nach dem Aufwachen, auf dem Schulweg, in der Schule oder auf dem Weg zurück?
    • Seid ihr selbst schon einmal schikaniert, gehänselt oder geärgert worden? Wer von euch hat schon einmal so etwas erlebt?
    • Was war dabei das Schlimmste für euch?
    • Wie habt ihr euch gefühlt?
    • Gab es etwas, dass euch geholfen oder unterstützt hat?
    • Welche Unterstützung hättet ihr euch gewünscht? Von den Eltern, den Lehrkräften, den Mitschülern und Freunden?

    In einer Schlussrunde kann schließlich gemeinsam darüber nachgedacht werden, was jeder Einzelne und die gesamte Klasse dazu beitragen kann, Cybermobbing zu verhindern und was die Schülerinnen und Schüler bei einem akuten Mobbing-Vorfall tun können. Die Lehrkraft kann hierbei wichtige Hinweise einbringen und deutlich machen, dass bei einem akuten Vorfall der erste Schritt immer darin liegen sollte, sich einem Erwachsenen (Eltern, Lehrkräfte, Jugendsozialarbeiter) anzuvertrauen. In diesem Kontext kann sie auch auf Internet-Plattformen wie www.nummergegenkummer.de oder www.juuport.de/beratung hinweisen, die Beratung bei akuten Vorfällen anbieten.

  • 3.) Cybermobbing mit Standbildern erkunden und Gegenmaßnahmen entwickeln (135 Min. bzw. 3 x 45 Min.)

    Den Auswirkungen von Cybermobbing wird in diesem Unterrichtsangebot mit Hilfe von Standbildern nachgegangen. Standbilder sind eine Kurzform des Rollenspiels, durch die Situationen, Gefühle und Beziehungsstrukturen bildlich dargestellt werden. Durch die Körperhaltung, die Mimik und die Position der aufgestellten Körper können soziale Strukturen als menschliche Statuen dargestellt und gedeutet werden. „Regisseure“ modellieren dazu Schritt für Schritt aus den Körpern der Darsteller ein „eingefrorenes“ Bild. Die Darsteller nehmen dabei wie bewegliche Puppen die Position, Haltung und Mimik ein, die ihnen von den Regisseuren gegeben wird.

    Durch die körperlich-sinnliche Darstellung der Standbilder können sich die Schülerinnen und Schüler – sei es als Darsteller, als Regisseur wie auch als Beobachter – in eine Cybermobbing-Situation versetzen und sich in die verschiedenen Perspektiven der Betroffenen, Täter, Zuschauer und Mitwisser einfühlen. Auf diese Weise können Standbilder dazu beitragen, dass die Jugendlichen Mitgefühl entwickeln, ihr Kommunikationsverhalten überdenken und neue Handlungsmöglichkeiten erproben.

    Hierfür wird die Klasse in Arbeitsgruppen mit jeweils fünf bis sechs Schülerinnen und Schüler eingeteilt, die den Auftrag haben, Standbilder zu typischen Cybermobbing-Situationen vorzubereiten und zu spielen. Zunächst sammeln die Arbeitsgruppen verletzende Schimpfwörter und abwertende oder diskriminierende Darstellungen von Personen, die im Kontext von Cybermobbing und Hasskommunikation in den sozialen Medien gebräuchlich sind. Die Schimpfwörter werden jeweils auf verschiedene Moderationskarten geschrieben, die abwertenden oder diskriminierenden Darstellungen werden verbildlicht und als Strichzeichnung auf andere Karten gezeichnet. Hiervon ausgehend sollen sich die Schülerinnen und Schüler anschließend zwei fiktive Situationen für zwei Standbilder ausdenken:

    1. Eine typische Situation, in der ein Jugendlicher mit Schimpfwörtern und/oder Schmähbildern konfrontiert wird und in der deutlich wird, wie sich das Opfer dabei fühlt. Neben dem Mobbing-Opfer können hier auch weitere Rollen, wie Täter und ihre Unterstützer, Mitläufer, passive Zuschauer sowie Personen, die einschreiten und unterstützen könnten, zum Einsatz kommen.
    2. Ein Lösungsszenario, in dem versucht wird, dem Jugendlichen zu helfen.

    Die Schülerinnen und Schüler proben ihre Standbilder zunächst für sich in ihrer Arbeitsgruppe. Neben den verschiedenen Rollendarstellern agieren weitere Mitglieder der Arbeitsgruppe als „Regisseure“, die übrigen Mitglieder geben als Beobachter Hilfestellung und Feedback zum Spiel, zur Mimik oder zur Körperhaltung der Darsteller. Die zwei fertigen Standbilder werden schließlich fotografiert, damit sie später im Plenum wieder nachgestellt werden können. Für die Präsentation ihrer erarbeiteten Standbilder stehen den Arbeitsgruppen jeweils 5 Minuten zur Verfügung.

    Nachdem die Arbeitsgruppen ihre Standbilder der ganzen Klasse präsentiert haben, kommt es zu einer gemeinsamen Auswertungs- und Reflexionsrunde, die von der Lehrkraft moderiert wird. Hierbei können folgende Fragen erörtert werden:

    • Wie haben sich die verschiedenen Rollendarsteller gefühlt? Haben sie diese Gefühle erwartet?
    • Welche Gefühle wurden für die Zuschauer sichtbar? Wurden sie passend dargestellt?
    • Was war besonders eindrücklich? Wie haben die verschiedenen Darsteller auf die Zuschauer gewirkt?
    • Wie kann einem Mobbing-Opfer geholfen werden?
    • Welche Möglichkeiten gibt es, mit den eigenen Gefühlen umzugehen, die der anderen zu erkennen und sich und andere vor Cybermobbing-Attacken und Hasskommunikation zu schützen?
    • Welche Verhaltensweisen sind problematisch und sollten unterlassen werden?

    Um die mit den Standbildern und der anschließenden Reflexion gewonnenen Erkenntnisse praxisrelevant werden zu lassen, kann nun mit der Klasse eine Selbstverpflichtungserklärung („Ich-Vertrag“) erarbeitet werden. Anknüpfend an die in der Auswertungs- und Reflexionsrunde besprochenen Punkte schreibt die Lehrkraft problematische Verhaltensweisen auf ein Flipchart, die in der Klasse unterlassen werden sollen, sowie verantwortungsvolle Handlungsweisen, die Cybermobbing entgegentreten. Die Erklärung ist in der Ich-Form gehalten („Ich verspreche, in Zukunft…“), um deutlich zu machen, dass es um eine persönliche und verbindliche Verpflichtung jedes Einzelnen geht. In der Information für die Lehrkraft zum Ich-Vertrag findet sich ein Beispiel für eine Selbstverpflichtungserklärung, an der sich die Lehrkraft orientieren kann. Nachdem die Erklärung fertiggestellt ist, werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, den Ich-Vertrag auf dem Flipchart zu unterschreiben. Der Ich-Vertrag mit den Unterschriften kann dann in der Klasse aufgehängt werden, so dass er im Schulalltag für alle immer sichtbar ist und die Schülerinnen und Schüler an ihre eingegangene Selbstverpflichtung erinnert werden.

  • 4.) Hate Speech im Internet und was man dagegen tun kann (45-90 Min. bzw. 1-2 x 45 Min.)

    Zu Beginn dieses Unterrichtsangebotes wird in der Klasse das Video „Hass im Netz“ gezeigt. Das Video erklärt sehr anschaulich, was Hate Speech bedeutet. Eine Reporterin geht gemeinsam mit jungen Schülerinnen und Schülern Hasskommentaren im Netz nach. In Form von Rollenspielen setzen sie sich mit der verletzenden Wirkung von fiesen Kommentaren und wütenden Tweets auseinander. Schließlich geht es um die Frage, wie man dem Hass im Netz begegnen und ihn bekämpfen kann. Am Ende wird die Frage an die Zuschauer gerichtet, wie ihre Erfahrungen mit Hate Speech seien und wie sie damit umgehen.

    Diese Frage wird anschließend im Rahmen eines philosophischen Gespräches über Hate Speech im Internet aufgegriffen und weitergeführt. Philosophische Gespräche mit Kindern und Jugendlichen sind ein besonders geeignetes Format, wenn es um die Förderung von Reflexionsfähigkeit geht. Dabei geht es nicht nur um den Erwerb von Wissen, sondern um den Prozess des Nachdenkens über verschiedene Antwort-, Interpretations- und Deutungsmöglichkeiten. Ausgangspunkt des Gesprächs sind die lebensweltlichen Erfahrungen der Jugendlichen, das Miteinander-Denken und die Vorläufigkeit möglicher Antworten, weil der Prozess des Selbstdenkens im Vordergrund steht. Die Lehrkraft stellt Fragen, reformuliert die Fragen der Schülerinnen und Schüler mit eigenen Worten und trägt Gedanken bei, die keine abschließenden Antworten geben. Dies unterstützt die Schülerinnen und Schüler, eine differenzierte und eigenständige Haltung zu dem Phänomen Hate Speech zu entwickeln.

    Zur eigenen Vorbereitung steht der Lehrkraft die Information: „Was ist Hate Speech?“ zur Verfügung.

    Zu Beginn des Gesprächs kann die Lehrkraft ein Merkblatt (Vorlage: „Merkblatt Hate Speech“) ausgeben, in dem noch einmal die zentralen Merkmale von Hate Speech übersichtlich zusammengefasst sind. Anschließend kann mit folgenden Fragen in das Gespräch eingestiegen werden:

    • Warum hassen Menschen? Was macht Hass aus Menschen? Wie spricht man, wenn man hasst? Wie fühlt sich das an?
    • Wie fühlt man sich, wenn man ein Opfer von Hate Speech ist? Was hilft einem Opfer von Hate Speech?
    • Warum findet Hate Speech vor allem im Internet statt?
    • Die Reporterin sagt ja am Ende des Videos, dass wir aus dem Internet einen Ort mit „mehr Liebe und weniger Hass“ machen könnten: Wie wäre es, wenn es kein Hate Speech mehr im Internet gäbe? Was wäre dann anders?

    Schließlich wird eine Schlussrunde im Plenum zu folgenden Fragen durchgeführt:

    • Ist euch schon einmal selbst Hass im Internet begegnet? Wie seid ihr damit umgegangen?
    • Was könntet ihr selbst gegen Hate Speech tun? Was sollte man machen, wenn man einen Hasskommentar sieht? Warum? Könntet ihr euch vorstellen, mit einer Gegenrede zu reagieren?

    Die Lehrkraft sollte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass die Schülerinnen und Schüler sich zuerst vertrauenswürdigen Erwachsenen (Vertrauens-, SV-, Klassen- oder Fachlehrerinnen und -lehrer, Jugendhilfe, Eltern) anvertrauen sollten. Kinder und Jugendliche in dieser Altersgruppe müssen zunächst einmal lernen, ihre Ängste und Befürchtungen zu formulieren und mit Erwachsenen zu teilen. Im Sinne dieses Lernziels kann die Lehrkraft zum Abschluss verschiedene Möglichkeiten erläutern, wie und mit wem die Schülerinnen und Schüler (in der Schule) über die Begegnung mit Hate Speech im Internet sprechen können. In diesem Kontext kann schließlich auch auf die Möglichkeiten eingegangen werden, wie man gegen Hate Speech aktiv werden kann: So bietet die App „MeldeHelden“ des Hessischen Justizministeriums und der Initiative HateAid (https://hateaid.org/meldehelden-app/) die Möglichkeit, alle Formen digitaler Gewalt – egal ob Beleidigungen, Verleumdungen, sexistische digitale Gewalt, Hasskommentare oder Volksverhetzung – einfach zu melden. Die gemeldeten Daten werden dann zunächst geprüft und gegebenenfalls an die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internet- und Computerkriminalität weitergeleitet.

  • 1.) Sich mit den Folgen von Cybermobbing auseinandersetzen (90 Min. bzw. 2 x 45 Min.)

    Mit den Videos „Was ist eigentlich Cybermobbing?“ und „Mobbing im Internet – was tun gegen Cybermobbing?“ kann die Lehrkraft in das Unterrichtsthema einführen. In dem ersten Video werden die wichtigsten Aspekte von Cybermobbing kurz und anschaulich erklärt, im zweiten Video werden Tipps für Jugendliche zum Umgang mit Mobbing im Internet gegeben. Auf Basis des Videos sowie mit Hilfe der Information für die Lehrkraft führt sie anschließend ein einleitendes Unterrichtsgespräch zu den wesentlichen Kennzeichen von Cybermobbing, dem Besonderen von Cybermobbing im Vergleich zum Mobbing sowie relevanten Straftatbeständen. Auf diese Weise können der Kenntnisstand der Schülerinnen und Schüler abgeglichen und zentrale Charakteristika von Cybermobbing besprochen werden.

    In den folgenden Unterrichtsangeboten soll es nun darum gehen, nicht nur ein kognitives Verstehen der Folgen von Cybermobbing zu fördern, sondern die Schülerinnen und Schüler auch auf einer emotionalen oder affektiven Ebene anzusprechen, um so Empathie und Mitgefühl – als grundlegendes Gegenmittel für Mobbing – zu fördern.

    Zunächst geschieht dies mit Hilfe von Bildern zu typischen Cybermobbing-Szenerien, die über das bildliche und szenische Verstehen eine tiefergehende Auseinandersetzung bei den Jugendlichen anregen können. Hierfür wird die Klasse in fünf verschiedene Kleingruppen eingeteilt. Sie haben die Aufgabe, aus einer Bildergalerie (Vorlage auf Papier oder digitale Text-Bild-Seiten des Medienpakets) ein Bild auszuwählen, das aus ihrer Sicht am besten auf den Punkt bringt, was Cybermobbing bedeutet und welche Folgen es für die Opfer haben kann. Die Aufgabe, ein präferiertes Bild auszuwählen und sich gemeinsam darauf zu verständigen, bietet reichhaltige Anstöße für Diskussionen und die Explikation eigener Beweggründe. Nachdem die Schülerinnen und Schüler ein Bild ausgewählt haben, schreiben sie gemeinsam in einen Steckbrief (DIN A3-Papier), warum sie das Bild gewählt haben, was es ihrer Meinung nach aussagt, welche Gefühle das dargestellte Mobbing-Opfer ihrer Meinung nach hat und was ihre Gedanken dazu sind. Die Steckbriefe werden in dem folgenden Unterricht aufgegriffen und gemeinsam besprochen.

  • 2.) Gemeinsam Nachdenken: Dialog über Cybermobbing (45-90 Min. bzw. 1-2 x 45 Min.)

    Hinweis: Ein Dialog über Cybermobbing kann auch in der Klassenstunde oder im Klassenrat durchgeführt werden.

    Als Impuls zu Beginn der Unterrichtseinheit präsentiert eine von der Lehrkraft ausgewählte Kleingruppe ihren Steckbrief zu dem gewählten Bild im Plenum. Hierbei erläutern die Mitglieder dieser Gruppe, warum sie das Bild gewählt haben, welche Diskussionen es darüber gab und welcher Aspekt von Cybermobbing ihnen dabei wichtig erschien. Die restlichen Kleingruppen können im Rahmen eines sich anschließenden Dialogs mit allen Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse einbringen. Hierfür werden alle Steckbriefe mit den jeweiligen Bildern für alle sichtbar in die Mitte eines zu bildenden Stuhlkreises auf den Boden gelegt.

    Der Dialog wird im Fishbowl-Format durchgeführt. Hierbei wird ein innerer Stuhlkreis mit ca. einem Drittel der Schülerinnen und Schüler und ein äußerer Kreis mit den restlichen Schülerinnen und Schülern eingerichtet. Die Teilnehmer des Innenkreises nehmen aktiv an dem Gespräch teil, die des äußeren Kreises hören zunächst zu und können dann jederzeit in den Innenkreis wechseln, wenn sie aktiv an dem Dialog teilnehmen möchten. Hierfür treten sie hinter eine Person des Innenkreises und tippen ihr auf die Schulter. Diese Person macht dann den Platz frei und wechselt in den Außenkreis. Die Lehrkraft sollte dabei darauf achten, dass nicht nur eine kleine, feste Gruppe von Schülerinnen und Schülern im Innenkreis aktiv ist.

    Das Gespräch wird mit einem Redestein bzw. Redestab geführt, d.h. nur die Person spricht, die den Stein oder Stab in der Hand hält. Anschließend legt sie ihn wieder in die Mitte zurück, so dass eine andere Person ihn dort nehmen und sprechen kann. Dies verlangsamt das Gespräch und es entsteht mehr Raum für achtsames Zuhören und konzentriertes Nachdenken. Um eine dialogische und respektvolle Kommunikation zu unterstützen, können drei zentrale Gesprächsregeln für den Dialog (Vorlage „Dialog-Regeln“) für alle sichtbar ausgelegt werden. Die Lehrkraft sollte hierbei die Regeln verlesen und kurz erläutern, auf was es in einem Dialog ankommt: Aufmerksam zuhören, den anderen verstehen wollen und nicht bewerten, miteinander und nicht gegeneinander sprechen, von den eigenen Erfahrungen ausgehen und respektvoll miteinander umgehen. Nach Möglichkeit zieht sich die Lehrkraft auf die Rolle der Moderation zurück und wacht über die Einhaltung der Dialog-Regeln.

    Da ein Dialog darauf ausgerichtet ist, Perspektivenübernahmen bei den Gesprächspartnern zu unterstützen, kann allein die Form des Gesprächs zur Stärkung von Empathie und Mitgefühl bei den Schülerinnen und Schülern beitragen.

    In einer ersten Runde des Gesprächs kann nun auf die Steckbriefe und Bilder der Kleingruppen zu typischen Cybermobbing-Szenerien Bezug genommen werden, die in der Mitte des Stuhlkreises liegen. Die Lehrkraft kann nach den Gedanken und Einschätzungen der Schülerinnen und Schüler zu den Steckbriefen fragen und somit einen ersten Austausch anregen. Im weiteren Gang des Gesprächs kann dazu eingeladen werden, Vermutungen über die Gefühle oder das innere Erleben von Cybermobbing-Opfern zu äußern. Schließlich können die Schülerinnen und Schüler eingeladen werden, vergleichbare Erfahrungen aus der eigenen Biografie zu teilen. Mögliche Fragen hierfür können sein:

    • Was glaubt ihr, wie geht es einem betroffenen Kind, wenn es so etwas erfährt? Was denkt und fühlt das Mädchen oder der Junge, z. B. vor dem Einschlafen, nach dem Aufwachen, auf dem Schulweg, in der Schule oder auf dem Weg zurück?
    • Seid ihr selbst schon einmal schikaniert, gehänselt oder geärgert worden? Wer von euch hat schon einmal so etwas erlebt?
    • Was war dabei das Schlimmste für euch?
    • Wie habt ihr euch gefühlt?
    • Gab es etwas, dass euch geholfen oder unterstützt hat?
    • Welche Unterstützung hättet ihr euch gewünscht? Von den Eltern, den Lehrkräften, den Mitschülern und Freunden?

    In einer Schlussrunde kann schließlich gemeinsam darüber nachgedacht werden, was jeder Einzelne und die gesamte Klasse dazu beitragen kann, Cybermobbing zu verhindern und was die Schülerinnen und Schüler bei einem akuten Mobbing-Vorfall tun können. Die Lehrkraft kann hierbei wichtige Hinweise einbringen und deutlich machen, dass bei einem akuten Vorfall der erste Schritt immer darin liegen sollte, sich einem Erwachsenen (Eltern, Lehrkräfte, Jugendsozialarbeiter) anzuvertrauen. In diesem Kontext kann sie auch auf Internet-Plattformen wie www.nummergegenkummer.de oder www.juuport.de/beratung hinweisen, die Beratung bei akuten Vorfällen anbieten.

  • 3.) Cybermobbing mit Standbildern erkunden und Gegenmaßnahmen entwickeln (135 Min. bzw. 3 x 45 Min.)

    Den Auswirkungen von Cybermobbing wird in diesem Unterrichtsangebot mit Hilfe von Standbildern nachgegangen. Standbilder sind eine Kurzform des Rollenspiels, durch die Situationen, Gefühle und Beziehungsstrukturen bildlich dargestellt werden. Durch die Körperhaltung, die Mimik und die Position der aufgestellten Körper können soziale Strukturen als menschliche Statuen dargestellt und gedeutet werden. „Regisseure“ modellieren dazu Schritt für Schritt aus den Körpern der Darsteller ein „eingefrorenes“ Bild. Die Darsteller nehmen dabei wie bewegliche Puppen die Position, Haltung und Mimik ein, die ihnen von den Regisseuren gegeben wird.

    Durch die körperlich-sinnliche Darstellung der Standbilder können sich die Schülerinnen und Schüler – sei es als Darsteller, als Regisseur wie auch als Beobachter – in eine Cybermobbing-Situation versetzen und sich in die verschiedenen Perspektiven der Betroffenen, Täter, Zuschauer und Mitwisser einfühlen. Auf diese Weise können Standbilder dazu beitragen, dass die Jugendlichen Mitgefühl entwickeln, ihr Kommunikationsverhalten überdenken und neue Handlungsmöglichkeiten erproben.

    Hierfür wird die Klasse in Arbeitsgruppen mit jeweils fünf bis sechs Schülerinnen und Schüler eingeteilt, die den Auftrag haben, Standbilder zu typischen Cybermobbing-Situationen vorzubereiten und zu spielen. Zunächst sammeln die Arbeitsgruppen verletzende Schimpfwörter und abwertende oder diskriminierende Darstellungen von Personen, die im Kontext von Cybermobbing und Hasskommunikation in den sozialen Medien gebräuchlich sind. Die Schimpfwörter werden jeweils auf verschiedene Moderationskarten geschrieben, die abwertenden oder diskriminierenden Darstellungen werden verbildlicht und als Strichzeichnung auf andere Karten gezeichnet. Hiervon ausgehend sollen sich die Schülerinnen und Schüler anschließend zwei fiktive Situationen für zwei Standbilder ausdenken:

    1. Eine typische Situation, in der ein Jugendlicher mit Schimpfwörtern und/oder Schmähbildern konfrontiert wird und in der deutlich wird, wie sich das Opfer dabei fühlt. Neben dem Mobbing-Opfer können hier auch weitere Rollen, wie Täter und ihre Unterstützer, Mitläufer, passive Zuschauer sowie Personen, die einschreiten und unterstützen könnten, zum Einsatz kommen.
    2. Ein Lösungsszenario, in dem versucht wird, dem Jugendlichen zu helfen.

    Die Schülerinnen und Schüler proben ihre Standbilder zunächst für sich in ihrer Arbeitsgruppe. Neben den verschiedenen Rollendarstellern agieren weitere Mitglieder der Arbeitsgruppe als „Regisseure“, die übrigen Mitglieder geben als Beobachter Hilfestellung und Feedback zum Spiel, zur Mimik oder zur Körperhaltung der Darsteller. Die zwei fertigen Standbilder werden schließlich fotografiert, damit sie später im Plenum wieder nachgestellt werden können. Für die Präsentation ihrer erarbeiteten Standbilder stehen den Arbeitsgruppen jeweils 5 Minuten zur Verfügung.

    Nachdem die Arbeitsgruppen ihre Standbilder der ganzen Klasse präsentiert haben, kommt es zu einer gemeinsamen Auswertungs- und Reflexionsrunde, die von der Lehrkraft moderiert wird. Hierbei können folgende Fragen erörtert werden:

    • Wie haben sich die verschiedenen Rollendarsteller gefühlt? Haben sie diese Gefühle erwartet?
    • Welche Gefühle wurden für die Zuschauer sichtbar? Wurden sie passend dargestellt?
    • Was war besonders eindrücklich? Wie haben die verschiedenen Darsteller auf die Zuschauer gewirkt?
    • Wie kann einem Mobbing-Opfer geholfen werden?
    • Welche Möglichkeiten gibt es, mit den eigenen Gefühlen umzugehen, die der anderen zu erkennen und sich und andere vor Cybermobbing-Attacken und Hasskommunikation zu schützen?
    • Welche Verhaltensweisen sind problematisch und sollten unterlassen werden?

    Um die mit den Standbildern und der anschließenden Reflexion gewonnenen Erkenntnisse praxisrelevant werden zu lassen, kann nun mit der Klasse eine Selbstverpflichtungserklärung („Ich-Vertrag“) erarbeitet werden. Anknüpfend an die in der Auswertungs- und Reflexionsrunde besprochenen Punkte schreibt die Lehrkraft problematische Verhaltensweisen auf ein Flipchart, die in der Klasse unterlassen werden sollen, sowie verantwortungsvolle Handlungsweisen, die Cybermobbing entgegentreten. Die Erklärung ist in der Ich-Form gehalten („Ich verspreche, in Zukunft…“), um deutlich zu machen, dass es um eine persönliche und verbindliche Verpflichtung jedes Einzelnen geht. In der Information für die Lehrkraft zum Ich-Vertrag findet sich ein Beispiel für eine Selbstverpflichtungserklärung, an der sich die Lehrkraft orientieren kann. Nachdem die Erklärung fertiggestellt ist, werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, den Ich-Vertrag auf dem Flipchart zu unterschreiben. Der Ich-Vertrag mit den Unterschriften kann dann in der Klasse aufgehängt werden, so dass er im Schulalltag für alle immer sichtbar ist und die Schülerinnen und Schüler an ihre eingegangene Selbstverpflichtung erinnert werden.

  • 4.) Hate Speech im Internet und was man dagegen tun kann (45-90 Min. bzw. 1-2 x 45 Min.)

    Zu Beginn dieses Unterrichtsangebotes wird in der Klasse das Video „Hass im Netz“ gezeigt. Das Video erklärt sehr anschaulich, was Hate Speech bedeutet. Eine Reporterin geht gemeinsam mit jungen Schülerinnen und Schülern Hasskommentaren im Netz nach. In Form von Rollenspielen setzen sie sich mit der verletzenden Wirkung von fiesen Kommentaren und wütenden Tweets auseinander. Schließlich geht es um die Frage, wie man dem Hass im Netz begegnen und ihn bekämpfen kann. Am Ende wird die Frage an die Zuschauer gerichtet, wie ihre Erfahrungen mit Hate Speech seien und wie sie damit umgehen.

    Diese Frage wird anschließend im Rahmen eines philosophischen Gespräches über Hate Speech im Internet aufgegriffen und weitergeführt. Philosophische Gespräche mit Kindern und Jugendlichen sind ein besonders geeignetes Format, wenn es um die Förderung von Reflexionsfähigkeit geht. Dabei geht es nicht nur um den Erwerb von Wissen, sondern um den Prozess des Nachdenkens über verschiedene Antwort-, Interpretations- und Deutungsmöglichkeiten. Ausgangspunkt des Gesprächs sind die lebensweltlichen Erfahrungen der Jugendlichen, das Miteinander-Denken und die Vorläufigkeit möglicher Antworten, weil der Prozess des Selbstdenkens im Vordergrund steht. Die Lehrkraft stellt Fragen, reformuliert die Fragen der Schülerinnen und Schüler mit eigenen Worten und trägt Gedanken bei, die keine abschließenden Antworten geben. Dies unterstützt die Schülerinnen und Schüler, eine differenzierte und eigenständige Haltung zu dem Phänomen Hate Speech zu entwickeln.

    Zur eigenen Vorbereitung steht der Lehrkraft die Information: „Was ist Hate Speech?“ zur Verfügung.

    Zu Beginn des Gesprächs kann die Lehrkraft ein Merkblatt (Vorlage: „Merkblatt Hate Speech“) ausgeben, in dem noch einmal die zentralen Merkmale von Hate Speech übersichtlich zusammengefasst sind. Anschließend kann mit folgenden Fragen in das Gespräch eingestiegen werden:

    • Warum hassen Menschen? Was macht Hass aus Menschen? Wie spricht man, wenn man hasst? Wie fühlt sich das an?
    • Wie fühlt man sich, wenn man ein Opfer von Hate Speech ist? Was hilft einem Opfer von Hate Speech?
    • Warum findet Hate Speech vor allem im Internet statt?
    • Die Reporterin sagt ja am Ende des Videos, dass wir aus dem Internet einen Ort mit „mehr Liebe und weniger Hass“ machen könnten: Wie wäre es, wenn es kein Hate Speech mehr im Internet gäbe? Was wäre dann anders?

    Schließlich wird eine Schlussrunde im Plenum zu folgenden Fragen durchgeführt:

    • Ist euch schon einmal selbst Hass im Internet begegnet? Wie seid ihr damit umgegangen?
    • Was könntet ihr selbst gegen Hate Speech tun? Was sollte man machen, wenn man einen Hasskommentar sieht? Warum? Könntet ihr euch vorstellen, mit einer Gegenrede zu reagieren?

    Die Lehrkraft sollte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass die Schülerinnen und Schüler sich zuerst vertrauenswürdigen Erwachsenen (Vertrauens-, SV-, Klassen- oder Fachlehrerinnen und -lehrer, Jugendhilfe, Eltern) anvertrauen sollten. Kinder und Jugendliche in dieser Altersgruppe müssen zunächst einmal lernen, ihre Ängste und Befürchtungen zu formulieren und mit Erwachsenen zu teilen. Im Sinne dieses Lernziels kann die Lehrkraft zum Abschluss verschiedene Möglichkeiten erläutern, wie und mit wem die Schülerinnen und Schüler (in der Schule) über die Begegnung mit Hate Speech im Internet sprechen können. In diesem Kontext kann schließlich auch auf die Möglichkeiten eingegangen werden, wie man gegen Hate Speech aktiv werden kann: So bietet die App „MeldeHelden“ des Hessischen Justizministeriums und der Initiative HateAid (https://hateaid.org/meldehelden-app/) die Möglichkeit, alle Formen digitaler Gewalt – egal ob Beleidigungen, Verleumdungen, sexistische digitale Gewalt, Hasskommentare oder Volksverhetzung – einfach zu melden. Die gemeldeten Daten werden dann zunächst geprüft und gegebenenfalls an die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internet- und Computerkriminalität weitergeleitet.

(1) Vgl. BARMER/SINUS-Institut (2021). Sinus-Jugendstudie 2021; online unter:  https://www.barmer.de/presse/presseinformationen/pressearchiv/2021-presse-archiv/sinus-jugendstudie-2021-cybermobbing-364788; letzter Zugriff: 23.02.2022.
(2) Vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2021). JIM-Studie 2021 – Jugend, Information, Medien; online unter:  https://www.mpfs.de/de/studien/jim-studie/2021/; letzter Zugriff: 23.02.2022.
(3) Vgl. Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (2016). Forsa-Umfrage: Ethik im Netz – Hate Speech; online unter:  http://www.lfm-nrw.de/fileadmin/user_upload/lfm-nrw/Service/Veranstaltungen_und_Preise/Medienversammlung/2016/EthikimNetz_Hate_Speech-PP.pdf; letzter Zugriff: 12.01.2022