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 Home > Unterricht > IV. Was tun bei verletzendem Online-Verhalten? > 3.) Cybermobbing mit Standbildern erkunden und Gegenmaßnahmen entwickeln (135 Min. bzw. 3 x 45 Min.)

Den Auswirkungen von Cybermobbing wird in diesem Unterrichtsangebot mit Hilfe von Standbildern nachgegangen. Standbilder sind eine Kurzform des Rollenspiels, durch die Situationen, Gefühle und Beziehungsstrukturen bildlich dargestellt werden. Durch die Körperhaltung, die Mimik und die Position der aufgestellten Körper können soziale Strukturen als menschliche Statuen dargestellt und gedeutet werden. „Regisseure“ modellieren dazu Schritt für Schritt aus den Körpern der Darsteller ein „eingefrorenes“ Bild. Die Darsteller nehmen dabei wie bewegliche Puppen die Position, Haltung und Mimik ein, die ihnen von den Regisseuren gegeben wird.

Durch die körperlich-sinnliche Darstellung der Standbilder können sich die Schülerinnen und Schüler – sei es als Darsteller, als Regisseur wie auch als Beobachter – in eine Cybermobbing-Situation versetzen und sich in die verschiedenen Perspektiven der Betroffenen, Täter, Zuschauer und Mitwisser einfühlen. Auf diese Weise können Standbilder dazu beitragen, dass die Jugendlichen Mitgefühl entwickeln, ihr Kommunikationsverhalten überdenken und neue Handlungsmöglichkeiten erproben.

Hierfür wird die Klasse in Arbeitsgruppen mit jeweils fünf bis sechs Schülerinnen und Schüler eingeteilt, die den Auftrag haben, Standbilder zu typischen Cybermobbing-Situationen vorzubereiten und zu spielen. Zunächst sammeln die Arbeitsgruppen verletzende Schimpfwörter und abwertende oder diskriminierende Darstellungen von Personen, die im Kontext von Cybermobbing und Hasskommunikation in den sozialen Medien gebräuchlich sind. Die Schimpfwörter werden jeweils auf verschiedene Moderationskarten geschrieben, die abwertenden oder diskriminierenden Darstellungen werden verbildlicht und als Strichzeichnung auf andere Karten gezeichnet. Hiervon ausgehend sollen sich die Schülerinnen und Schüler anschließend zwei fiktive Situationen für zwei Standbilder ausdenken:

  1. Eine typische Situation, in der ein Jugendlicher mit Schimpfwörtern und/oder Schmähbildern konfrontiert wird und in der deutlich wird, wie sich das Opfer dabei fühlt. Neben dem Mobbing-Opfer können hier auch weitere Rollen, wie Täter und ihre Unterstützer, Mitläufer, passive Zuschauer sowie Personen, die einschreiten und unterstützen könnten, zum Einsatz kommen.
  2. Ein Lösungsszenario, in dem versucht wird, dem Jugendlichen zu helfen.

Die Schülerinnen und Schüler proben ihre Standbilder zunächst für sich in ihrer Arbeitsgruppe. Neben den verschiedenen Rollendarstellern agieren weitere Mitglieder der Arbeitsgruppe als „Regisseure“, die übrigen Mitglieder geben als Beobachter Hilfestellung und Feedback zum Spiel, zur Mimik oder zur Körperhaltung der Darsteller. Die zwei fertigen Standbilder werden schließlich fotografiert, damit sie später im Plenum wieder nachgestellt werden können. Für die Präsentation ihrer erarbeiteten Standbilder stehen den Arbeitsgruppen jeweils 5 Minuten zur Verfügung.

Nachdem die Arbeitsgruppen ihre Standbilder der ganzen Klasse präsentiert haben, kommt es zu einer gemeinsamen Auswertungs- und Reflexionsrunde, die von der Lehrkraft moderiert wird. Hierbei können folgende Fragen erörtert werden:

  • Wie haben sich die verschiedenen Rollendarsteller gefühlt? Haben sie diese Gefühle erwartet?
  • Welche Gefühle wurden für die Zuschauer sichtbar? Wurden sie passend dargestellt?
  • Was war besonders eindrücklich? Wie haben die verschiedenen Darsteller auf die Zuschauer gewirkt?
  • Wie kann einem Mobbing-Opfer geholfen werden?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, mit den eigenen Gefühlen umzugehen, die der anderen zu erkennen und sich und andere vor Cybermobbing-Attacken und Hasskommunikation zu schützen?
  • Welche Verhaltensweisen sind problematisch und sollten unterlassen werden?

Um die mit den Standbildern und der anschließenden Reflexion gewonnenen Erkenntnisse praxisrelevant werden zu lassen, kann nun mit der Klasse eine Selbstverpflichtungserklärung („Ich-Vertrag“) erarbeitet werden. Anknüpfend an die in der Auswertungs- und Reflexionsrunde besprochenen Punkte schreibt die Lehrkraft problematische Verhaltensweisen auf ein Flipchart, die in der Klasse unterlassen werden sollen, sowie verantwortungsvolle Handlungsweisen, die Cybermobbing entgegentreten. Die Erklärung ist in der Ich-Form gehalten („Ich verspreche, in Zukunft…“), um deutlich zu machen, dass es um eine persönliche und verbindliche Verpflichtung jedes Einzelnen geht. In der Information für die Lehrkraft zum Ich-Vertrag findet sich ein Beispiel für eine Selbstverpflichtungserklärung, an der sich die Lehrkraft orientieren kann. Nachdem die Erklärung fertiggestellt ist, werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, den Ich-Vertrag auf dem Flipchart zu unterschreiben. Der Ich-Vertrag mit den Unterschriften kann dann in der Klasse aufgehängt werden, so dass er im Schulalltag für alle immer sichtbar ist und die Schülerinnen und Schüler an ihre eingegangene Selbstverpflichtung erinnert werden.